Der weltweite Anstieg der Immobilienpreise geht auch an Österreich nicht spurlos vorbei. Solider als eine Prognose in die Zukunft ist die rückwirkende Betrachtung. Die Lage ist zwar in Wien oder Salzburg nicht so dramatisch wie bei unseren deutschen Nachbarn in München oder Frankfurt, haben aber auch in Wien in der inneren Stadt in der Zeit von Januar 2021 bis Januar 2022 um rund 20 Prozent zugelegt. Anders sieht es im Bezirk Liesing mit einem Preisanstieg von 13 Prozent bei Eigentumswohnungen aus. Die absoluten Zahlen sind mit einer Steigerung von 5.169 Euro pro Quadratmeter auf 5.900 Euro deutlich humaner. In der inneren Stadt in Wien kletterte der Quadratmeterpreis für Wohnungen von 16.690 Euro pro Quadratmeter auf 20.690 Euro je Quadratmeter. Wie haben sich die Immobilienpreise in Österreich sonst entwickelt?
Österreich besteht nicht nur aus Wien!
Österreich besteht nicht nur aus Wien, Salzburg, Innsbruck oder, wie mancher Skifahrer gerade aus Deutschland glaubt, aus Saalbach-Hinterglemm. Stellvertretend für die Vielzahl der weniger glamourösen Regionen gehen wir doch einmal ganz in den Osten Österreichs, ins Burgenland. Kurz vor der österreichisch-ungarischen Grenze befindet sich im Weinbaugebiet von Neusiedl am See die Gemeinde Weiden. Mit 2.527 Einwohnern im Jahr 2022 lässt sich der Schluss ziehen, dass diese Ortschaft wirklich beschaulich ist und zum Entspannen am Neusiedler See einlädt. Der eine oder andere mag sogar mit dem Gedanken spielen, sich in Weiden dauerhaft niederzulassen oder sich dort einen Altersruhesitz zuzulegen.
Die Frage, ob eine Baufinanzierung in Weiden machbar ist, betrachtet man die Zahlen aus Wien, lässt sich schnell beantworten. Die folgende Grafik zeigt, wie sich die Immobilienpreise in Weiden entwickelt haben:
Quelle: immopreise.at
Neusiedl nimmt dabei im Burgenland schon die Rolle des Spitzenreiters ein. Im Ein-Jahresverlauf zeigt sich, dass es in Neusiedl, anders als beispielsweise in Wien, keinen kontinuierlichen Anstieg gibt, sondern eine durchaus variable Preisentwicklung:
Quelle: immopreise.at
Bemerkenswert ist der Anstieg in den Sommermonaten, vermutlich auf die erhöhte Nachfrage von Besuchern, die hier einen lebenswerten Flecken entdeckt haben, zurückzuführen.
Österreich mit West-Ost-Gefälle
Statistik Austria hat die Bundesländer anhand der Quadratmeterpreise, diese entsprechend des jeweiligen Medians sortiert. Heraus kam, dass es, abgesehen von der Hauptstadt, ein deutliches West-Ost-Gefälle gibt. Median bedeutet, dass 50 Prozent der Immobilien preiswerter sind, die andere Hälfte teurer. Der Median ist nicht mit dem Durchschnittswert gleichzusetzen. Haben wir drei Immobilien mit einem Quadratmeterpreis von 2.000 Euro, einem Quadratmeterpreis von 6.000 Euro und einem Quadratmeterpreis von 7.000 Euro, liegt der Median bei 6.000 Euro. Der Durchschnittspreis wäre 5.000 Euro.
Hier die Liste der Bundesländer nach Quadratmeterpreisen für Immobilien:
Wohnungspreise 2022
Quadratmeterpreise Eigentumswohnungen, Median 3.266 Euro
- Wien (4.036 Euro)
- Vorarlberg (3.899 Euro)
- Salzburg (3.644 Euro)
- Tirol(3.579 Euro)
- Oberösterreich (2.630 Euro)
- Niederösterreich (2.570 Euro)
- Steiermark (2.038 Euro)
- Kärnten (2.003 Euro)
- Burgenland (1.288 Euro)
Häuserpreise 2022
Für Häuser galten im Jahr 2020, dem Berichtsjahr, folgende Werte bei einem Österreichschnitt von 1.600 Euro:
- Wien (4.235 Euro)
- Vorarlberg (3.641 Euro)
- Salzburg (3.301 Euro)
- Tirol (2.888 Euro)
- Oberösterreich (1.777 Euro)
- Kärnten (1.486 Euro)
- Niederösterreich (1.376 Euro)
- Steiermark (1.340 Euro)
- Burgenland (870 Euro)
Bemerkenswert ist, dass Kärnten bei Häusern einen deutlich höheren Platz einnimmt, als bei Eigentumswohnungen. Das wiederum kann mit einer erhöhten Nachfrage aus touristischen Gründen zu tun haben.
Eigentumswohnungen sind jedoch generell teurer als Häuser, da sie deutlich öfter in dichter besiedelten Gebieten errichtet werden, sprich, dort, wo Menschen auch arbeiten und daher mehr Wohnraum nachfragen.
Grundstückspreise 2022
Eine umgekehrte Entwicklung zum Markt von Häusern und Wohnungen war bei unbebauten Grundstücken festzustellen. Hier gaben die Preise nach und sanken von 2019 bis 2020 im Durchschnitt von 87 Euro je Quadratmeter auf 80 Euro je Quadratmeter. Wieder gilt, dass die Nachfrage in urbanen Regionen und in den Tourismuszentren dominierte.
Kitzbühel lag im Fünfjahresschnitt mit 1.713 Euro auf Rang eins vor Lech mit 1.661 Euro. In Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland wirkte sich die Nähe zu Wien ganz deutlich auf den Quadratmeterpreis bei Grundstücken aus. Es ist kein Geheimnis, die Lage ist bei Bauland der ausschlaggebende Faktor. Im Schnitt nimmt das Burgenland auch bei Grundstückspreisen den letzten Platz ein.
Wer auf der Suche nach einer Immobilie ist, ohne ortsabhängig zu sein, sollte sich ruhig einmal genauer in den östlichen Bundesländern umschauen. Auch wenn Weiden, unser Beispiel, eher klein ist, die Verkehrsanbindung per Zug oder Autobahn nach Wien bringt die Großstadt bei Bedarf ans Seeufer.