Die Bezeichnung Massivhaus ist in den bei dieser Bauweise verwendeten Baustoffen begründet. Massivbaustoffe werden außer nach der Rohdichte auch nach ihrer Druckfestigkeit, ihrer Wärmeschutz- und Schallschutzeigenschaften sowie ihrem Wärmespeichervermögen unterschieden.
Die Massivbauweise umfasst die verschiedensten Materialien vom Betonfertigteilbau bis zur Ziegelverbundbauweise. Auch Kalksandsteine, Leichtbausteine und Bims kommen zur Anwendung und werden meist in Kombination verwendet. Für Wand- und Dachelemente werden häufig Leichtbetonfertigteile eingesetzt, Dächer werden in der Regel in konventioneller Weise mit einem Holzdachstuhl errichtet.
Massivhäuser in Österreich mit langer Tradition
Massives Bauen hat in Österreich eine lange Tradition. Mineralische Baustoffe wie Ziegel, Beton und Naturstein eignen sich bestens für die hiesigen Klimabedingungen und ermöglichen die Realisierung ganz unterschiedlicher Bauvorhaben.
Massive Häuser mit ihren verschiedenen Stilrichtungen haben den Charakter von Städten und Dörfern in allen Teilen des Landes geprägt. Entsprechend gelten Massivhäuser auch als langlebig und wertbeständig.
Sie lassen sich zu einem guten Preis-/Leistungsverhältnis realisieren und garantieren gleichzeitig einen hohen Wiederverkaufswert.
Massivbau mit Lehmziegel wird beliebter
Typische Grundbaustoffe im Massivbau sind
- gebrannte Ziegel
- Gasbetonsteine
- Blähtonsteine
- Holzmantelsteine
Natürliche Baumaterialien erleben in der letzten Zeit wieder ein gestiegenes Interesse, darum sind früher verwendete Materialien wie Schlackensteine, Natursteine und insbesondere Lehmziegel heute wieder sehr beliebt. Außer der monolithischen Bauweise, bei der nur Mauersteine und Mörtel verwendet werden, spielt auch das doppelschalige Mauerwerk eine Rolle, bei dem zwei Wandschalen mit einer innenliegenden Dämmung errichtet werden.
Gute Schalldämmung von massiven Bauteilen
Zu den unbestreitbaren Vorteilen der Massivbauweise gehören die guten Schalldämmwerte schwerer Bauteile. Die flächenbezogene Maße, also das Gewicht pro Fläche, ist eine entscheidende Größe bei der Bewertung des Schalldämmmaßes. Die Anforderungen, die im Wohnungsbau an Wohnungstrennwände gestellt werden, können von Leichtbauwänden kaum erfüllt werden.
An Wände innerhalb von Wohnungen werden derlei Anforderungen nicht gestellt, weshalb sie ohne Weiteres auch in Leichtbauweise errichtet werden können, solange keine statischen Belange dagegen sprechen.
Massive Baukonstruktionen weisen ein hervorragendes brandschutztechnisches Verhalten auf. So gilt Mauerwerk aus Ziegeln oder Kalksandstein schon bei einer Wanddicke ab 11,5 Zentimetern als feuerbeständig. Eine Holzkonstruktion muss, um die gleiche Klassifikation zu erreichen, stärkere Profilen mit gedämmtem Hohlraum und beidseitiger Beplankung aus Holzwerkstoffplatten oder Gipsfaserbauplatten aufweisen. Wände, die zur Abtrennung von Brandabschnitten dienen, dürfen überhaupt nicht aus brennbaren Materialien bestehen.
Massivhaus gegenüber dem Fertigteilhaus im Vorteil
Massivhäuser werden individuell nach Bauherrenwunsch geplant und erstellt. Dabei werden Größe und Lage des Grundstücks, die Lebensgewohnheiten der Bewohner, die Vorgaben der Baubehörden und der Stil der Nachbarbebauung berücksichtigt. Fertighäuser bieten vielfach nur Lösungen aus dem Katalog an, eine Individualisierung durch entsprechende Sonderausstattungen muss meist teuer bezahlt werden.
Auch nachträgliche Änderungen der Planung sind beim Massivbau vergleichsweise leicht zu realisieren, wenn beispielsweise nichttragende Wände zugunsten eines Raumes verschoben werden sollen. Beim Fertighaus dagegen führen Veränderungen bei der Grundrissaufteilung zu hohen Kosten und verzögern den Baufortschritt nicht unerheblich. Neben der zu verschiebenden Wand müssen auch alle angrenzenden Teile neu geplant, gefertigt und montiert werden.
Fugen stellen beim Bau oftmals Schwachpunkte dar, da die tragenden Elemente, die Wärmedämmung und auch die abdichtenden Schichten unterbrochen werden. Da beim Fertigteilbau die Abmessungen der einzelnen Teile aufgrund der Rahmenbedingungen bei der Fertigung und beim Transport bestimmte Maße nicht überschreiten können, ist hier eine große Menge an Montagefugen erforderlich. Beim Massivbau dagegen werden alle Bauteile vor Ort erstellt, weshalb Gebäudefugen nur dort ausgeführt werden, wo sie als Dehnfugen oder Trennfugen zwischen unterschiedlichen Materialien erforderlich sind. Montagefugen kommen beim Massivbau so gut wie nicht vor.
Natürliche Baumaterialien für hochwertige Häuser
Die meisten beim Massivbau verwendeten Materialien werden aus natürlichen Ausgangsstoffen hergestellt und sind ohne chemische Zusätze dauerhaft und beständig. Auch die Bindemittel Kalk und Zement sind natürlichen Ursprungs. Da mineralischer Putz von sich aus für Luftdichtheit sorgt, sind keine Folien oder ähnliche Materialien erforderlich. Moderne Mauerwerkssteine mineralischen Ursprungs besitzen hohe Dämmwerte und erfüllen mit Wandstärken ab 30 Zentimetern auch ohne zusätzliche Dämmung hohe Anforderungen an die Wärmedämmung. Bauteile aus Beton dagegen können bei Gebäuden mit Aufenthaltsräumen als Außenwände nicht ohne zusätzliche Dämmschichten ausgeführt werden.
Längere Bauzeit da im Winter nur selten gebaut werden kann
Bei der massiven Bauweise ist das zu erstellende Gebäude während der gesamten Bauzeit der Witterung ausgesetzt, was zu einer verlängerten Bauzeit gegenüber Fertigteilhäusern führt. Beton, Putz und Estrich benötigen grundsätzlich eine gewisse Abbindezeit, um ihre Funktionen erfüllen zu können. Bei Minusgraden können Mauerwerks- und Betonierarbeiten überhaupt nicht ausgeführt werden, da Beton und Mörtel bei diesen Temperaturen nicht abbinden. Aufgrund der verwendeten Baustoffe und bei widrigen Witterungsbedingungen muss die eingebrachte Feuchtigkeit erst einmal aus den Bauteilen heraus trocknen, ein fertig gestelltes Haus muss zuerst einmal “trockengewohnt” werden.
Massivhäuser individuell vom Architekten planen lassen
Bei Fertighäusern werden die Elemente einmal bis ins Detail geplant und können dann beliebig oft in gleicher Weise gefertigt werden. Die Individualität von Massivhäusern bringt mit sich, dass die Details für jedes Haus aufs Neue durchdacht und geplant werden müssen. Bei Planungsänderungen müssen alle betroffenen Bauteile, Rohrleitungen usw. angepasst werden, was einen erheblichen Aufwand bedeutet.
Während sich beim Fertighausbau viele Komponenten und Materialien immer wiederholen, kann die gleiche Menge eines bestimmten Materials beliebig bevorratet oder “just in time” geliefert werden. Beim Massivhausbau muss in der Regel in vielen Bereichen auf individuelle Wünsche des Bauherren eingegangen werden, bei kurzfristigen Änderungen ist mit längeren Bestell- und Lieferfristen zu rechnen.
Kosten für ein Massivhaus pro Quadratmeter
Was die Kosten für einen Massivbau betrifft, kann man lediglich grobe Schätzpreise angeben. Je nach Ausstattung kann man von Kosten zwischen 1.100,- Euro und 1.800,- Euro pro Quadratmeter Wohnfläche ausgehen, wobei der Grundstückspreis und andere Nebenkosten nicht enthalten sind. Bei einem Haus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche beispielsweise wären das also zwischen 154.000,- und 252.000,- Euro, wobei tatsächlich nach oben keine Grenzen gesetzt sind. Insbesondere Extras wie ein Pool, eine Sauna, Erker oder Wintergärten lassen die Preise schnell nach oben steigen. Bauherren gehen häufig davon aus, durch Eigenleistung bis zu 20 Prozent der Baukosten einsparen zu können, doch werden die Möglichkeiten hierzu vielfach überschätzt.
Massives Niedrigenergiehaus oder Passivhaus spart Energie
Betrachtet man die weiterhin steigenden Energiepreise, ist zu überlegen, ob man sich beim Neubau eines Massivhauses dazu entschließt, dieses mit dem Standard des Niedrigenergiehauses oder Passivhauses zu errichten. Der qualitative Unterschied zwischen einem Massivhaus in Niedrigenergiebauweise und einem Standard-Massivhaus bringt einen Mehrpreis von 2,5 Prozent mit sich, der in erster Linie auf höhere Dämmstoffdicken zurückzuführen ist. Ein weiterer Aufschlag von drei bis fünf Prozent ist einzukalkulieren, um den Passivhaus-Status zu erreichen. Mit einer Amortisation dieser Mehrkosten durch Einsparungen bei den Heizkosten kann innerhalb von zehn bis 15 Jahren gerechnet werden. Dafür profitiert man als Bauherr von Wohnkomfort auf höchstem Niveau.